Wut konstruktiv nutzen

 

Wut hat nicht nur schlechte Seiten, sondern auch gute. So kann sie etwa anzeigen, wo etwas grundsätzlich schiefläuft und liefert Energie, um dies zu ändern. Die Kunst besteht darin, diese Energie konstruktiv zu nutzen.

 

1. Wut auf ein produktives Level senken

 

Bei blinder Wut agieren wir nicht mehr, sondern reagieren nur noch – wie ferngesteuert durch das alles dominierende Gefühl. Diese Art der Wut ist durch und durch destruktiv. Wenn Wut hochkocht, ist es daher ratsam, gegenzusteuern, um sie sozusagen auf ein konstruktives Level zu senken. Dazu hilft es bereits, mehrfach bewusst tief in den Bauch ein- und auszuatmen. So gaukeln wir dem Körper eine Art Schlafmodus vor, weshalb er sofort beginnt, die Adrenalin- und Noradrenalin-Ausschüttung zu reduzieren bzw. ganz einzustellen – und wir beruhigen uns,

erst physisch, dann psychisch. 

 

2. Das Gefühl hinterfragen

 

Wut entsteht immer dann, wenn wir unbefriedigende Soll-Ist-Differenzen erkennen, die wir aus eigener Kraft schließen können. Wobei das „Erkennen“ oft – zumindest teilweise – unterbewusst stattfindet. Ein einfacher wie effektiver Weg, um die betreffende Differenz vollumfänglich bewusst zu machen, besteht darin, die Wut zu hinterfragen: Was will mir das Gefühl sagen? Worum geht es hier wirklich?

 

3. Sich selbst nach der Lösung fragen

 

Ist die Ursache der Wut identifiziert, geht es an die Lösungssuche. Am besten wieder mit einer ausformulierten Frage an uns selbst, denn unsere Gedanken folgen Fragen automatisch, weshalb die Antwort nicht lange auf sich warten lassen wird. Eine gute Frage – vor allem, weil sie zur Klarheit und zur Fokussierung führt – lautet: „Welche eine Sache kann ich ändern oder tun, um die Situation zu verbessern?“

 

4. Sich auf die eine Sache konzentrieren

 

Auf diese eine Sache gilt es sich nun zu konzentrieren. Und zwar möglichst zeitnah. Hintergrund: Das Gefühl der Wut liefert immer auch motivationale Energie. Warten wir erst einmal ab, ist die Gefahr groß, dass die Energie bereits wieder verpufft ist und wir nicht in die Gänge kommen. Beispiel: Ist die Wut in einer Teamsituation entstanden, und haben wir anschließend erkannt, dass sie im Kern daher rührt, dass sich einige Teammitglieder auf dem Rücken der fleißigeren Teammitglieder ausruhen, bietet sich als „die eine Sache“ etwa ein gemeinsames offenes Gespräch im Team über die Arbeitsverteilung an. Am besten sollte man in diesem Fall direkt einen konkreten Termin dafür vorschlagen, bevor einen die motivationale Energie und mithin der Mut dazu verlässt.  

 

5. Einen Plan machen – und den ersten Schritt

 

Möglich ist auch, dass die Wut zu einem größeren eigenen Thema führt. Etwa zu der Erkenntnis, dass wir uns mehr Zeit für Freunde und Familie wünschen und es bei „der einen Sache“ nun darum geht, die Arbeitsrealität diesem Wunsch anzupassen. In einem solchen Fall macht es natürlich keinen Sinn, spontan zu handeln, also etwa sofort einen Antrag auf Arbeitszeitreduzierung zu stellen. Solche Themen wollen durchdacht und vor allem geplant werden. Um das Momentum zu nutzen, sollte die Planung aber nicht auf die lange Bank geschoben, sondern zeitnah gestartet werden.

 

Wichtig dabei: sich nicht nur ein großes Ziel, sondern auch Zwischenziele setzen, die „kleine Erfolge“ ermöglichen und so die Motivation auf dem Weg hochhalten. Eingeplant werden sollten darüber hinaus auch Kurskorrekturen, denn ein Plan lässt sich nur sehr selten eins zu eins umsetzen. Sobald der Plan steht, sollte es zeitnah an die Umsetzung gehen. Der erste Schritt – auch wenn es nur ein Trippelschritt ist – wird am besten sofort gemacht. Denn damit ist die größte Hürde schon einmal genommen: das Anfangen.

 

 

Photo by Klara Kulikova on Unsplash

 

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