Ärger ist den meisten von uns im Job ein treuer Begleiter – und ein schädlicher. Er raubt Lebensqualität, Produktivität, erzeugt Stress und belastet das soziale Miteinander. Mithilfe des Ärgerfilters lassen sich Ärgeranlässe schnell und einfach klären und so den Ärger reduzieren, ohne dass er dabei unterdrückt wird.
Den Ärger annehmen
Bevor es Sinn macht, den Ärgerfilter anzuwenden, muss man zuerst den eigenen Ärger bewusst wahrnehmen und die Entscheidung treffen, sich nicht mehr von der Emotion Ärger leiten oder gar zerfressen zu lassen.
1. Annahmen überprüfen – oder den Ärger loslassen
Oft ärgern wir uns nicht über Tatsachen, sondern über Annahmen. Zum Beispiel haben wir ein Projekt nicht erhalten, für das wir unseren Namen in den Ring geworfen hatten. Das ist eine Tatsache. Was uns allerdings ärgert, ist die Annahme, dass sich unsere Chefin in dieser Sache nicht für uns starkgemacht hat. Ob diese Annahme der Realität entspricht, können wir klären, indem wir nachfragen. Möchten wir dies nicht, ist uns der Grund, warum wir nicht den Zuschlag erhalten haben, offensichtlich nicht sehr wichtig. Gleiches gilt für nahezu alle Annahmen im Job, die uns ärgern: Entweder wir versuchen, sie zu klären, oder wir müssen sie loslassen.
2. Ärgerliche Gegebenheiten angehen – oder den Ärger loslassen
Beim Filtern überprüfen wir im zweiten Schritt die externen Rahmenbedingungen, die bei dem Ärgeranlass zu berücksichtigen sind und uns eventuell nicht gefallen. Komplizierte Prozesse, unsinnige Verfahren, ständige Spammails … es gibt viele Gegebenheiten im Job, über die wir uns ärgern. Die entscheidende Frage lautet auch hier wieder: Ist uns die Sache wichtig genug, um aktiv zu werden? Denn mit etwas Engagement – Gespräche mit den Prozessverantwortlichen, der IT oder auch individuelle Anpassungen – lässt sich viel mehr ändern, als man anfangs glauben mag. Möchten wir nicht aktiv werden und uns für mittel- oder langfristige Veränderungeneinsetzen, dann müssen wir Gegebenes annehmen und den Ärger loslassen.
3. Zuständigkeiten klären und respektieren
Am meisten ärgern wir uns im Büro über die Arbeitsweise, Meinung oder generell das Verhalten der Menschen um uns herum: über das unserer Führungskräfte, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Kollegen und Kolleginnen, externen und internen Kunden oder Lieferanten. Die zentrale Frage lautet hier: Fällt der Ärgeranlass in den Arbeitsbereich des anderen? Wenn ja, darf die betreffende Person das tun, was uns auf die Palme bringt? Bewegt sie sich innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs?
So haben wir etwa keinen Anlass, uns über den Kollegen zu ärgern, der als einziger ausschließlich im Homeoffice arbeitet, wenn es in der Abteilung dazu keine Regelung gibt. Denn die Entscheidung, wo er arbeiten möchte, fällt damit allein in seinen Bereich. Und diesen Bereich gilt es zu akzeptieren und zu respektieren. So wie wir auch von anderen erwarten, dass sie unsere Entscheidungen und Arbeitsweisen respektieren. Und selbst wenn die Kollegen mit ihrem Verhalten festgelegte Grenzen überschreiten, ist das noch kein Grund, sich zu ärgern. Zuerst gilt es zu überprüfen: Betrifft mich das? Wirkt es sich in irgendeiner Weise negativ auf mich oder meine Arbeit aus, wenn die Raucherinnen und Raucher anscheinend mehr vor dem Gebäude stehen als an ihren Schreibtischen sitzen? In den meisten Fällen ist das nicht der Fall, was den Ärger sinnlos und kontraproduktiv macht. Denn wenn wir uns über Verhaltensweisen anderer ärgern, die uns nicht betreffen und die wir überdies ohnehin nicht ändern können, erreichen wir letztlich nur eines: Wir machen uns selbst das Leben schwer.
4. Ärgeranlässe, für die ich zuständig bin, weiterverfolgen
Betrifft uns das Verhalten hingegen, dann haben wir nicht nur das Recht, sondern uns selbst gegenüber sogar die Pflicht, uns zu ärgern. Es ist dann nötig, sich mit dem Ärgeranlass zu beschäftigen. Dankenswerterweise liefert unser Ärger uns auch die erforderlichen Ressourcen wie Handlungswille und Energie, um auf die gewünschte Veränderung hinzuwirken.
Photo by Elisa Ventur on Unsplash
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