Werte ausbalancieren im agilen Team

 

Fünf Werte zahlen auf die Resilienz eines agilen Teams ein. Doch in Übertreibung gelebt, werden sie wie alle Werte vom stärkenden zum schwächenden Faktor. Deswegen müssen die agilen Werte mit ihren nötigen „Gegenspielern“ in Balance gebracht werden. Ansatzpunkte für ein gesundes Gleichgewicht.

 

Selbstverpflichtung versus Abgrenzung

  • Wir können uns darauf verlassen, dass für uns alle das aktuelle Projekt die höchste Priorität hat. <-> Wir verausgaben uns nicht, sondern setzen unsere Kräfte bewusst ein, um langfristig und nachhaltig weiteren Aufgaben gerecht werden zu können.
  • Wir sind sicher, dass alle im Team mit vollem Einsatz bei der Sache sind und andere Themen, wenn nötig, zurückstellen. <-> Wir achten bei allem Engagement darauf, dass auch andere Lebensbereiche Zeit finden und wir gesund bleiben.
  • Wir halten Termine und Deadlines ein, ohne dass uns andere daran erinnern müssen. <-> Für Verschiebungen und ungeplante Hindernisse gibt es im Team Verständnis.

Offenheit versus Zurückhaltung

  • Wir sind bereit, uns auf neue Praktiken, Techniken und Denkweisen einzulassen. <-> Wir nutzen auch bewährte Praktiken, Techniken und Denkweisen, wenn diese für die Zielerreichung dienlich sind.
  • Wir gehen transparent mit Informationen um. <-> Wir achten darauf, die Informationsflut nicht unnötig zu vergrößern.
  • Auch Probleme, Missgeschicke, Fehler, abweichende Meinungen können bei uns ohne negative Konsequenzen angesprochen werden. <-> Jeder von uns ist in der Lage, feinfühlig den Zeitpunkt für eine offene Aussprache zu verschieben, wenn übermäßige Offenheit zu negativen Folgen wie übermäßiger Verzögerung des Zeitplans oder Verwirrung im Team führen würde.

Mut versus bedachte Besonnenheit

  • Wir trauen uns, Aufträge nicht anzunehmen bzw. zurückzugeben, die nicht erfüllbar sind. <-> Wir probieren auch einmal, zu viel erscheinende Arbeitsmengen abzuarbeiten, und bleiben gelassen, wenn es tatsächlich zu viel geworden ist.
  • Alle im Team trauen sich, Missstände und Differenzen offen anzusprechen. <-> Alle im Team sind in der Lage, ihre Emotionen im Griff zu behalten und rein persönlichen Ärger auch einmal selbstständig für sich zu bearbeiten - ggf. mit professioneller Hilfe. 
  • Wir trauen uns, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu tragen, auch wenn wir nicht alle Fakten kennen. <-> Wir sorgen auch unter Zeitdruck für eine ausreichende Entscheidungsgrundlage und verfallen nicht einem Aktionismus.
  • Alle im Team wagen es, auch ungewöhnliche neue Ideen vorzustellen und dafür einzutreten, selbst gegen Widerstand. <-> Alle im Team ordnen sich ohne Groll der gemeinsam ausgewählten Idee unter, auch wenn es nicht die eigene bzw. favorisierte ist.

Fokus versus Gesamtblick

  • Wir disziplinieren uns selbst und lassen uns nicht von der Arbeit ablenken. <-> Wir beziehen neue Entwicklungen, Bedürfnisse und Kundenanforderungen in unsere Arbeit ein und passen die Arbeit entsprechend an.
  • Wir verbringen nur so viel Zeit wie nötig mit Diskussionen, Entscheidungsverfahren und Abstimmungen und beginnen zügig mit der eigentlichen Arbeit.<-> Wir halten ausreichend Kontakt zu wichtigen Stakeholdern und unserem Netzwerk, damit unsere Arbeit von inspirierenden Impulsen von außen profitieren kann.
  • Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche: Ergebnisse erzielen und Vorhaben umsetzen. <-> Wenn es Schwierigkeiten im Prozess gibt, die unser Ergebnis infrage stellen, haben diese Priorität und werden bearbeitet. Wir reservieren genügend Zeit, um unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln und selbstorganisiert zu lernen.

Respekt versus Konfliktfähigkeit

  • Kritik wird sachlich geäußert und bezieht sich ausschließlich auf negative Auswirkungen, die eine Handlung auf das Teamziel hat, niemals auf die Person selbst. <-> Unterschiedliche Meinungen und Kritik an Persönlichkeitsmerkmalen werden im Teamaustausch deutlich benannt und bei Bedarf kontrovers diskutiert.
  • Alle im Team reagieren rücksichtsvoll, wenn ein Teammitglied aus nachvollziehbaren Gründen weniger zum Teamziel beiträgt als andere. <-> Der zu leistende Beitrag jedes Teammitglieds ist definiert und wird bei Bedarf auch kritisch im Team reflektiert.
  • Wir achten darauf, dass alle ihren Input kundtun können und jeder Vorschlag erst einmal bis zum Ende angehört wird, ohne dass es abwertende Kommentare gibt. <-> Wir sind in der Lage, unsere Bedenken zu einem Vorschlag zu äußern und überlange Redezeiten freundlich, aber klar zu begrenzen.
  • Alle im Team fühlen sich gesehen und gewürdigt. Alle bekommen regelmäßig für ihren Einsatz verdiente Anerkennung, Wertschätzung und Lob. <-> Minderleistung wird offen angesprochen und gegebenenfalls sanktioniert.

 

Photo by Christina @ wocintechchat.com on Unsplash

 

 

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