Seit dem Jahr 2001 erstellt das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup jährlich den sogenannten Q12®, den Engagement-Index für Deutschland anhand von zwölf Fragen zum Arbeitsplatz und -umfeld. Die Studie gibt Auskunft darüber, wie hoch der Grad der emotionalen Bindung von Mitarbeitern und damit das Engagement und die Motivation bei der Arbeit ist.
Für die jüngste Untersuchung wurden insgesamt 1.413 zufällig ausgewählte Arbeitnehmer ab 18 Jahren in zwei Erhebungswellen zwischen dem 24. Februar und 24. März 2016 sowie dem 31. Oktober und 3. Dezember 2016 telefonisch interviewt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland. Demnach zeigen 70 % der Arbeitnehmer nur eine geringe Bindung an ihr Unternehmen, 15 % zeigen keinerlei Bindung und nur 15 % eine hohe Bindung.
Wir wollen hier gar nicht auf die Verschiedenheit von Branchen oder Unternehmenskulturen im internationalen Kontext eingehen. Vielmehr interessiert uns hier die Frage, warum Unternehmen damit leben? Freiwillig, wohl wissend, welche Auswirkungen diese Zahlen auf Produktivität, Mitarbeiterbindung und -rekrutierung haben?
Auch in HR Kreisen sind die Stellschrauben für das Phänomen hinlänglich bekannt und es passiert - nichts. "Tagesgeschäft geht halt vor!" bekommen wir bei Anfragen an Unternehmen zu hören, die andererseits über Probleme in der Rekrutierung neuer High Potentials klagen und andererseits über Mitarbeiterfluktuation und zu lange - krankheitsbedingte - Ausfallzeiten. Zudem ist allgemein bekannt, was alleine Management Defizite kosten: Nach (wiederum) Gallup - Berechnungen kostet die innere Kündigung aufgrund schlechter Führung die deutsche Volkswirtschaft insgesamt bis zu 105 Milliarden Euro jährlich.
Was kann ein Unternehmen also SOFORT tun, um hier Abhilfe zu schaffen?
- Den Blick von außen zulassen. Dazu gehört auch, dass ich in das Unternehmen hineinblicken lasse. Wir haben beste Erfahrungen im Rahmen von Kulturwandelprojekten gemacht, indem wir einfach ein viertel Jahr an den verschiedensten Meetings und Fachbereichssitzungen in Unternehmen teilgenommen haben.
- Mitarbeiterbefragungen. Aber bitte keine standardisierten digitalen und unpersönlichen! Die Mitarbeiter müssen und dürfen zum sprechen kommen. Hier haben wir beste Erfahrungen gemacht mit persönlichen Gesprächen, die wir von außen bei Kundenunternehmen durchgeführt haben.
- Persönlich werden. Bedürfnisse und Gefühle gehören in das tägliche Business-Sprech! Das muss von oben anfangen, braucht seine Zeit und oftmals einen Kulturwandel im Unternehmen inkl. entsprechend geschulter Manager auf allen Ebenen.
- Emotionale Bindung ans Unternehmen ist Chefsache. Wenn das C-Team nicht in der Lage ist Horizonte aufzuzeigen, Visionen zu entwickeln und Leidenschaft spürbar zu machen bleibt das Unternehmen maximal Mittelmaß.
Was kann ich als einzelner Mitarbeiter tun, um emotionale Bindung zu meinem Unternehmen zu entwickeln?
- Ich darf mir mal ganz ehrlich ein paar Fragen stellen:
Macht mein persönlicher Job für mich Sinn?
Deckt sich mein persönlicher Sinn mit dem meines Unternehmens?
Wie stehe ich zu den Produkten meiner Firma?
Würde ich mein eigenes Unternehmen meinem besten Freund empfehlen?
Wie viele Extrameilen bin ich bereit für mein Unternehmen zu gehen - aus Überzeugung und nicht aus Angst? - Bin ich im Job ich selbst?
Oder erst wieder ab Feierabend? - Wie sichtbar mache ich mich in meiner Firma?
Was kann ich tun, um sichtbarer zu werden? - Betreibe ich ein aktives und organisiertes Netzwerk innerhalb meines Unternehmens und außerhalb zu Kunden und Partnern?
- Was mache ich aktiv, um die Atmosphäre im Team zu verbessern?
- Wie gestalte ich die Beziehung zu meinen Führungskräften?
- Empfinde ich FLOW (vergleiche Mihaly Csikszentmihalyi) bei der Arbeit?
Liebe lohnt sich. Emotionen ebenso. Auch bei der Arbeit. Verbringen wir da nicht einen Großteil unserer bewussten wachen Zeit?
Viel Spaß und ERFOLG beim emotionalisieren im Business!
Photo by HIVAN ARVIZU @soyhivan on Unsplash
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