In den ersten Wochen an der Hochschule händigte der Professor seinen Studenten einen Fragebogen aus. Es war eine Art Quiz über ihre Motivation hier zu studieren, gemischt mit einigen Fragen zur Uni selbst. Nur die letzte Frage fiel aus dem Rahmen, sie lautete: „Wie heißt die Frau mit Vornamen, die regelmäßig diesen Hörsaal reinigt?“
Tatsächlich konnte kaum jemand die Frage beantworten. Zwar hatten die meisten der Studenten die Putzfrau schon ein paar Mal gesehen, wussten, dass sie um die 50 war, dunkle Haare hatte und einen spanischen Akzent. Aber ihren Namen kannte keiner. Wie auch? Niemand hatte mit ihr je ein Wort gewechselt. Also ließen die meisten das Antwortfeld zu die-ser Frage frei (einige versuchten es immerhin mit Chuzpe und schrieben einen geratenen Namen hin).
Als alle den Fragebogen abgaben, fasste sich einer der Studenten ein Herz und sprach den Professor direkt auf diese Frage an: „Wird diese Frage Einfluss auf die Gesamtnote am Ende des Semesters haben?“, wollte er wissen. „Absolut“ antwortete der Professor und erklärte auch warum: „In Ihrer Karriere werden Sie einen Haufen Leute kennenlernen. Und alle werden sehr wichtig sein. Und ich meine wirklich ALLE. Jeder einzelne davon verdient Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Zuwendung – zumindest aber ein Lächeln.“
Der Student vergaß diese Lektion nie – ebenso wie den Namen der Putzfrau, nach dem er sich kurz darauf bei ihr erkundigte. Sie hieß Dorothy.
Eigentlich könnte ich diese kleine Episode so für sich stehen lassen. Sie spricht für sich selbst. Und natürlich könnte ich noch viele Beispiele genialer Unternehmensführer hinzufügen, die ihre Mitarbeiter mit Namen kannten und nicht als Nummern behandelten. Wer denkt dabei nicht an die Gründer von Hewlett-Packard, deren Mitarbeiterführung lange legendär war - auch noch, als das Unternehmen in Palo Alto stark gewachsen war? Oder an jene amerikanische Hotelkette, die fürs kundenbezogene Trouble Shooting JEDEM Mitarbeiter $ 2.000,00 als Budget jährlich zur Verfügung stellt - auch dem "Zimmermädchen", das schon mal einem Hotelgast hinterher fliegt, um ihm den vergessenen Laptop zu bringen?
Mir geht es heute um den wirklich "wichtigsten" Mitarbeiter im Unternehmen und da können wir eine alte buddhistische Formel zu Hilfe nehmen. Die hilft nicht nur unserem wichtigsten Mitarbeiter, sondern auch uns selbst! Und die lautet schlicht und einfach:
Der Mensch, der gerade vor Dir steht, in DIESEM Augenblick, ist der wichtigste Mensch im Universum!
Was sind die Vorteile dieser Haltung?
- Resilienz! Es ist eine absolute Anti-Distress Methode, sich auf den gegenwärtigen Augenblick voll und ganz zu konzentrieren. Das schließt den gerade gegenwärtigen Menschen selbstverständlich mit ein!
- Der Mitarbeiter, der gerade bei Ihnen ist, fühlt sich gesehen und gehört.
- Sie nehmen persönlich mehr wahr. Einfach deswegen, weil Sie in Gedanken nicht schon beim nächsten Meeting sind oder bei der Präsentation, die heute noch unbedingt gemacht werden muss.
- Sie meditieren quasi nebenbei. Denn das wichtigste beim Meditieren ist das Gegenwärtig - Sein im Hier, Jetzt und So.
Viel Spaß mit Ihrem wichtigsten Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen!
Photo by Roland Samuel on Unsplash
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