Schlechte Nachrichten für die oft typisch männlich geprägte Kommunikation in Konzernen, Unternehmen und Institutionen aller Art! Nicht rational - ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) - überzeugt Menschen und (ver)führt sie zum kaufen, handeln oder interagieren mit dem Anbieter, sondern emotionale, persönliche und ganz subjektive Sprache bewegt die Menschen:
"Vorträge, in denen Referierende einen typisch weiblichen Sprachstil benutzen, sind beliebter als solche, die von einem männlichen Sprachstil geprägt sind – zumindest im digitalen Kontext.
Zu dieser Erkenntnis ist eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung der Universität Zürich in einer Studie gelangt. Dafür untersuchten sie knapp 1.100 auf der Wissenschaftsplattform TED veröffentlichte Videos im Hinblick auf geschlechtsspezifische Sprachstile. Ein Index mit anhand großer Stichproben empirisch definierten Extremen
von sehr männlicher Sprache (abstrakt, analytisch, informativ, instrumentell) bis zu sehr weiblicher Sprache (narrativ, persönlich, sozial, emotional) half ihnen dabei. Anschließend schauten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ansichten sowie die positiven und negativen Bewertungen der Videos an – und stellten fest:
Die TED-Talks mit den eher weiblich geprägten Sprachstilen zeigten eine größere Wirkung. Sie wurden deutlich häufiger angeschaut als Videos, in denen der männliche Sprachstil dominierte – und zwar ganz unabhängig vom tatsächlichen Geschlecht der Referierenden. Und auch im Hinblick auf die Bewertungen schnitten die Videos mit den weiblichen Sprachstilen besser ab. Sie wurden z.B. seltener mit „nicht überzeugend“ getaggt als die von männlicher Sprache geprägten Talks."
(Manager Seminare, Ausgabe April 2021)
Was heißt das nun für die Unternehmenskommunikation? Sollten Frauen nun komplett das Ruder übernehmen und durchgängig die Kommunikation intern wie extern gestalten?
Nein! Aber sie dürfen es mehr tun. Denn sie erreichen Menschen anders und auf einer tieferen Ebene. Sie sprechen das an, was wir im psychologischen Kontext das "Unbewusste" nennen und das maßgeblichen Anteil an unseren Entscheidungen hat. Der dementsprechende Sprachkanal ist die Emotion und die persönliche Ansprache, die den anderen als Subjekt fokussiert.
Um zu verstehen, warum das so ist, hilft uns ein Ausflug in die Anthropologie. Jahrzehntausende hat der Homo sapiens sapiens in der Steinzeit verbracht. Lange vor dem Aufkommen der Agrikultur hat er als Jäger und Sammler sein Auskommen gefunden und überwiegend arbeitsteilig gearbeitet: Der Mann ist jagen gegangen, während die Frau die Pflege des Clans in einem weitgehend abgesicherten Areal - der Höhle oder eines anderen geschützten Bereiches - übernommen hat. Die Kommunikation des Mannes auf der Jagd war karg, wortarm, oftmals nur Zeichensprache verwendend: Sie war faktisch orientiert, kurz und prägnant. Die Kommunikation der Frau musste wesentlich komplexer erfolgen, denn sie erfolgte in dem Spannungsraum zwischen Kinder- und Altenpflege, Organisation, Pflege der Wirtschaftsgüter und vielem mehr.
Viele dieser Organisationsformen bleiben lange erhalten, teilweise bin ins Mittelalter oder sogar bis in die Neuzeit. Leider erfolgte im Lauf der Zeit aber auch eine Bewertung der Sozialisations- und Kommunikationsformen, die definitiv und klar frauenfeindlich war: Die Kommunikation des Mannes - der männliche Sprachstil - wird bis heute höher bewertet als der sozial und psychologisch wesentlich komplexere weibliche Sprachstil.
Zeit der Neubewertung! Und Zeit, Unternehmenskommunikation auf ALLEN EBENEN neu zu organisieren! Neubewertung auch der Kommunikation als solcher: Warum um aller Ökonomen willen wird eigentlich die LEHRE der Kommunikation immer noch geringer bewertet als irgendeine technische Fortbildung? Warum lernt nicht JEDER Mitarbeiter in einer Organisation mindestens eine SPRACHE im Sinne einer Kommunikationsform wie beispielsweise unserer reallyTALK 5 Schritte Methode, der Transaktionsanalyse oder der Gewaltfreien Kommunikation?
Zeit also, nicht nur Frauen gleichberechtigt und in gleicher Anzahl das Szepter der Unternehmenskommunikation weiterzureichen, sondern auch Zeit, dass Männer aus der faktenbasierten Welt der Zahlen und Daten zumindest zeitweise und willentlich gesteuert aussteigen können!
Photo by Mimi Thian on Unsplash
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